Warum Ami-Jitsu?

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie mein Vater mich ziemich zu Anfang meiner Kampfkunstkarriere fragte, warum es denn ein so martialischer Sport sein müsste, den ich mir auswählte und ob ich mich nicht für einen zivilisierteren entscheiden könne. Naja, meine Antwort damals fiel ziemlich spärlich aus: mir gefalle das Training und der Umgang unter einander sei weder brutal noch unzivilisiert.

Dem kann ich inzwischen einige Argumente hinzufügen: zum einen dazu, wieso ich eine Kampfkunst zu meinem Hoby gewählt habe zum anderen dazu, warum dieses inzwischen gerade Ami-Jitsu ist.

Also, Kampfkunst (im Gegensatz zum Kampfsport, dessen Ziel es ist bis zur Wettkampftauglichkeit zu trainieren und dann an Turnieren teil zu nehemen, meine ich mit Kampfkunst das Erlernen von Kampftechniken um ihrer Ästhetik und ihrer Auswirkungen auf Körper und Geist willen) trainiere ich in erster Linie, da ich durch sie eine bessere Koordination meiner Bewegungen lerne - ich lerne durch ständige Wiederholungen der Form, wie ich mit geringer Anstrengung möglichst große Kraft entwickeln kann. Klar, Koordination könnte ich auch beim Ballett lernen (und das sage ich mit dem größten Respekt vor BalletttäzerInnen), mir gefällt das Setting im Kampfkunsttraining aber einfach besser und der Nebeneffekt, dass ich auch Selbstverteidigung lerne, ist mir nicht unwillkommen.
Ein weiterer Aspekt des Kampfkunsttrainings ist, dass die Ausgeglichenheit, die sich durch das Trainig bei mir einstellt, ein einfaches "sich abreagieren" bei Weitem überschreitet: es ist eher das Gegenteil - der Alltag bleibt im Training ausen vor und ich trainiere meine Körper (durch die Bewegungen), mein Bewusstsein (durch die Aufmerksamkeit, die zur Übung von Kampftechniken unerlässlich ist) und mein Gefühlsleben (durch die notwendige Steuerung etwa von Angst (vor körperlichen Angriffen, neuen Techniken) oder Aggression).

Für meine Entscheidung Ami-Jitsu zu trainieren kann ich zwei Gründe nennen: erstens (und eindeutig am wichtigsten) habe ich mit Tiago einen Trainer/Meister gefunden dessen Ansatz in der Kampfkunst mir gut gefällt: im Training wird eine gute Form eingehalten ohne zu penibel zu sein und er vermittelt Konzepte wie Energieentwicklung oder Konzentrationsübungen ohne dabei ins esoterische abzugleiten (darum kümmere ich mich nämlich lieber zu Hause) - und simpler: er ist didaktisch einfach gut.
Zweitens gefällt mir die Philosophie hinter dem Ami-Jitsu, aus Prinzip nicht anzugreifen, es sogar garnicht explizit zu lernen, sich aber soweit auszubilden, Angriffen nicht wehrlos ausgeliefert zu sein - das ist in meinen Augen vernünftiger Pazifismus.

John